Königskerze

Die Königskerze mit ihren großen, majestätischen Blüten ist nur schwer zu übersehen.

Sie ist eine alte traditionelle Heilpflanze, die heute vor allem unterstützend zur Behandlung von Reizhusten und Bronchitis eingesetzt wird.
Die in der Pflanze enthaltenen Schleimstoffe und Saponine helfen beim Abhusten und schützen die Schleimhäute.

Eingesetzt werden heute vor allem Königskerzenblüten, die aufgrund ihres fruchtigen Geschmacks auch für eine Wildkräuterlimonade Verwendung finden.

Steckbrief

  • Botanischer Name: Verbascum densiflorum
  • Pflanzenfamilie: Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae)
  • Weitere Namen: Wollkraut, Fackelblume, Windblume
  • Aussaatzeit / Pflanzzeit: Mai – Juli
    Blütezeit: Juni – September
    Erntezeit: August (Blüten)
  • Standort: sonnige bis halbschattige Lagen mit sandigen und eher trockenen Böden
  • Verwendung als Heilkraut: Reizhusten, Bronchitis, Angina
  • Verwendung als Gewürzkraut: Limonaden, Sirup

Herkunft und Vorkommen

Es wird vermutet, dass der Ursprung der Pflanze in Südeuropa zu finden ist. Das heutige natürliche Verbreitungsgebiet schließt neben Mittel- und Südeuropa, den vorderen Orient sowie Nordafrika mit ein. Königskerzen kommen darüber hinaus heute auch in Nordamerika als Neophyt vor. In Mitteleuropa ist die Königskerze ein recht häufig verbreitetes Wildkraut.

Die Königskerze trifft man meist vereinzelt oder grob verstreut an. Die Pflanze ist häufig auf Ödland, Bahndämmen, Schuttland, Wald- und Parkränder oder in der Nähe von Ruinen zu finden. Sie bevorzugt Standorte mit hoher Lichtintensität und mittelmäßiger Nährstoffverfügbarkeit.

Merkmale

Die Großblütige Königskerze ist eine zweijährige krautige Pflanze mit Wuchshöhen zwischen 60 und 150 cm. In seltenen Fällen, meist bei optimaler Nährstoffversorgung und geringstmöglichem ökologischen Stress, kann das Braunwurzgewächs bis zu 250 cm betragen. Im Boden bildet die Königskerze eine spindelförmige, meist bräunliche Pfahlwurzel aus, die Tiefen von bis zu 80 cm erreichen kann.

Die Blätter der Königskerze unterscheiden sich in Rosettenblätter und Stängelblätter. Im ersten Jahr wachsen ausschließlich fleischige Rosettenblätter heran, die eine ründlich zulaufende Blattform mit dicht behaartem Filz aufweisen. Im zweiten Jahr entspringt aus der Blattrosette der aufrecht wachsende Stängel. An diesem wachsen wechselständig die gewellten und spitz zulaufenden Stängelblätter heran. Die Blattlänge kann teils bis zu 60 cm betragen. Die Größe der Blätter nimmt von unten nach oben in der Regel auffallend ab.

Anbau, Aussaat und Pflege

Die Königskerze steht nur selten im Fokus als Zierpflanze. Der Grund dürfte sein, dass die Pflanze ihre Pracht erst im zweiten Jahr zeigt. Außerdem sind die zum Teil langen Pfahlwurzeln meist eher unbeliebt. Dennoch wird das Braunwurzgewächs von einigen Liebhabern angebaut, da sie durchaus eine brauchbare Heilpflanze und auch eine zum Teil verkannte Küchenpflanze ist.
Standort: Die Großblütige Königskerze toleriert sowohl sonnige als auch halbschattige Standorte. Anzumerken ist jedoch, dass die Pflanze bei längerem Sonnenlicht größer und üppiger wächst. Der Boden sollte locker, durchlässig und etwas nährstoffreich sein. Trockenere Böden werden gegenüber feuchten Böden bevorzugt. Durch die langen Wurzeln ist die Pflanze in der Lage auch in tieferen Schichten an Wasser zu gelangen.

Aussaat:

Im Freiland sollten die Königskerzensamen zwischen Ende Mai und Mitte Juli ausgesät werden. Da die Pflanze zu den Lichtkeimern zählt, dürfen die Samen lediglich leicht in den Boden eingedrückt werden. Damit die Samen zu keimen beginnen, ist eine Keimtemperatur von etwa 22 °C nötig. Eine Vorkultur ist zwar generell möglich, aber nicht zwingend notwendig. Sollen mehrere Pflanzen kultiviert werden, ist ein Pflanzabstand von mindestens 50 x 50 cm einzuhalten, da die Pflanze durchaus in die Breite wachsen kann.

Gießen:

Königskerzen benötigen nur selten Wassergaben. Die Pfahlwurzel gräbt sich tief in den Boden ein und kann somit auch Wasser aus tieferen Bodenschichten erhalten. Bei langandauernden Hitzewellen oder mittel- bis starkausgetrockneten Böden sollte die Pflanze jedoch gelegentlich gegossen werden.

Düngen:

Wächst die Königskerze im sandigen und nährstoffarmen Böden sollte im zweiten Jahr der Vegetationsphase zwei- bis dreimal im Jahr ein stickstoffbetonter Dünger verabreicht werden. Bevorzugte Phasen sind im Frühjahr, kurz vor der Blütephase und während der Blütephase. Grundsätzlich kann ein organomineralischer Flüssigdünger verabreicht werden, der auch die tieferen Bodenschichten schnell erreicht.

Königskerze als Küchenkraut

Die Blüten haben einen leicht fruchtigen und etwas schleimigen Geschmack, wobei schleimig hier keinesfalls negativ gemeint ist. Sie eignen sich für die Zubereitung von Limonaden, Sirupen oder als Garnierung von Süßspeisen.

Die Verwendung von Königskerzenblüten ist stark zurückgegangen, was auch daran liegt, dass häufig propagiert wird, dass sämtliche Verbascum-Arten unter Naturschutz stehen. Dies ist jedoch eine mittlerweile überholte Angabe, denn die Bestände konnte sich vielerorts erholen.

Königskerze als Heilkraut

Die Königskerze ist eine traditionelle Heilpflanze, die mit Mittelalter und der frühen Neuzeit eine deutlich höhere Bedeutung hatte, als heute.
Dennoch ist die Pflanze auch in der heutigen Naturheilkunde von Nutzen, wo sie vorrangig bei Erkrankungen der oberen Atemwege verwendet wird.

Bei den Ärzten und Heilkundigen im Mittelalter zählte die Königskerze mit zu den wichtigsten Heilpflanzen jener Zeit. Das lag u.a. daran, dass die Pflanze in Deutschland weit verbreitet und auch für ärmere Leute erschwinglich war. Im Kräuterbuch von P. A. Mattioli (16. Jahrhundert) wurde das Wollkraut, das war die damalige Bezeichnung, u.a. bei Bauchfluss empfohlen. Darunter versteht man heute die als Ruhr oder Dysenterie bezeichnete Krankheit, die meist durch Amöben oder Bakterien verursacht wird. Auch bei allgemeinen Bauchschmerzen oder Bauchgrummeln soll Königskerze geholfen haben.
Damals bereits bekannt war die Wirkung der Königskerze bei Erkrankungen der oberen Atemwege, wobei die Pflanze auch bei Tuberkulose (damals als Lungensucht bezeichnet) eingesetzt wurde. Weitere Krankheiten die mit der Königskerze behandelt wurden waren Hämorrhoiden und Fieber. Äußerlich wurde Königskerze bei Geschwüren der Augen und Lider, Fußgicht sowie Warzen verwendet. Übliche Darreichungsformen zu jener Zeit waren ein Tee aus der Wurzel, Säfte, Wickel sowie Heilweine.

Die moderne Pflanzenheilkunde verwendet die Königskerze vorrangig bei Atemwegserkrankungen. Verwendung finden heute vor allem die Blüten, vereinzelt werden jedoch auch noch die Wurzeln gebraucht. Die vorrangig wirksamen Inhaltsstoffe stellen Saponine, Schleimstoffe sowie das Iridoidglycosid Aucubin dar. Hauptsächlich die Pflanzenschleime haben einen schützenden Effekt auf die Schleimhäute. Die Saponine hingegen sind imstande festsitzenden Bronchialsekret zu lösen.

Insgesamt zeigen die Königskerzenblüten die folgenden Heilwirkungen:

·         schleimhautschützend
·         auswurffördernd
·         sekretlösend
·         entzündungshemmend
·         fiebersenkend
·         beruhigend 

Königskerzenpräparate werden heute vor allem bei den folgenden Erkrankungen und Beschwerden eingesetzt:

·         Reizhusten
·         akute und chronische Bronchitis
·         Entzündungen des Mund- und Rachenraums
·         unterstützend bei Mandelentzündung (Angina tonsillaris)

Tee

Ein Tee aus Königskerzenblüten ist die übliche und auch empfohlene Darreichungsform. Bei der Zubereitung eines Königskerzentees sind jedoch einige Besonderheiten zu beachten. Für den Aufguss ist ausschließlich warmes und keinesfalls heißes oder kochend-heißes Wasser zu verwenden. Die enthaltenen Schleimstoffe sind nicht sonderlich hitzestabil und würden schnell ihre Wirkung verlieren. Die Zubereitung eines solchen als Mazerat bezeichneten Aufgusses sollte daher nach folgenden Schritten ablaufen:

·         Wasser kochen und abkühlen (auf ca. 40 bis 50 °C)
·         Wasser mit etwa 2 Teelöffeln (1 bis 1,5 g) Königskerzenblüten übergießen
·         Aufguß etwa 30 bis 40 Minuten ziehen lassen
·         Filtration durch Teefilter

Es wird empfohlen, den Tee bis zu dreimal täglich über den Tag verteilt zu trinken.
Kombiniert werden können die Königskerzenblüten mit anderen Kräutern wie Malve, Schlüsselblume, Huflattich oder Eibisch, die ebenfalls bei Reizhusten oder Bronchitis genutzt werden.

Quelle u. a. : www.krauter-buch.de von Torsten Purle